Christoph Gerlach Photography

Anhörung der Region Hannover zum Leinebogen (14.1.2014)

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Es gibt bereits seit 2008 Überlegungen, direkt an Hannover angrenzend eine Seenlandschaft zu erschaffen, welche die Attraktivität von Hannover für die nächste Generation deutlich erhöhen soll. Diese Vision wird vom Leinebogen e.V. (Facebook-Profil – eine richtige Homepage mit weitergehenden Informationen konnte ich nicht finden) vorangetrieben. Nach einigen Änderungen sehen die aktuellen Planungen eine Landschaft mit drei teils recht großen Seen in der sogenannten Leineaue im Nordwesten von Hannover vor. In dem betroffenen Bereich befindet sich momentan hauptsächlich Landwirtschaft aber auch wilde Natur und der Bereich ist wichtig als Flutungsgebiet bei Hochwasser wie es bei der Leine regelmäßig auftritt.

Die Region Hannover hatte am 14.1.2014, 16 Uhr in ihre Räume zu einer öffentlichen Anhörung geladen, bei der sich zwei zuständige Ausschüsse der Region Hannover sowohl über die Vision des Leinebogen e.V. wie auch über die aktuelle Haltung der angrenzenden Gemeinden, der Regionalverwaltung und relevanter Organisationen informieren wollte. Abschließend gaben die Fraktionen der Region Hannover eigene Stellungnahmen ab, die auch recht interessant waren.

Auf dem Panoramabild oben (ist aus mehreren Aufnahmen zusammengestzt) von links nach rechts sieht man vorne links die Regionalverwaltung dann hinten links die Vertreter und Sachverständigen des Leinebogen e.V., an den Tischen in der Mitte die Ausschüsse der Region und rechts und an den Rändern auf den Stühlen interessierte Bürger. Die Aufnahme habe ich zu Beginn gemacht als es noch sehr voll war. Die 4 Stunden Anhörung hielten (außer mir) vielleicht so 10% der Zuhörer durch.

Der Leinebogen e.V. ist nicht zu beneiden gewesen, denn angefangen von der Regionalverwaltung über die Gemeinden und Organisationen bis hin zu den Fraktionen gab es eine geschlossene Ablehnung des Projekts. Lediglich die Unternehmensvertreter (u.a. IHK) äußerten sich positiv und versprachen Unterstützung für das Projekt.

Allerdings machte sich der Leinebogen e.V. das Leben auch selber schwer, indem er eher wenig glaubwürdig das Projekt als ökologisch wertvoll und sich finanziell selbst tragend darstellte. Die Art der Präsentation und die Rethorik ließ auch einiges an Luft nach oben. Ich habe mich wirklich gewundert, warum der Leinebogen e.V. nicht versuchte, irgendeine Euphorie nach dem Motto „toll wenn wir so was hätten“ auszulösen.

Wegen EU-Recht ist es praktisch zwingend, dass mit dem Projekt der Hochwasserschutz verbessert wird. Das wurde auch prompt durch die Sachverständigen des Leinebogen e.V. so dargestellt. Mir stellt sich allerdings eine ganz einfache Frage: Wenn die Seen Kapazitäten für Hochwasser haben sollen, dann müssen sie erheblich im Spiegel steigen können. Das bedeutet wiederum, dass eine Bebauung/Nutzung des Ufers regelmäßige Überschwemmungen einplanen muss. Mir ist völlig rätselhaft wie das mit einer für die Bürger attraktiven Nutzung der Seen in Einklang zu bringen ist, da dies eine ufernahe Bebauung/Nutzung praktisch ausschließt.

Von Verwaltung, Gemeinden und Politik kam einhellig, dass man starke Bedenken hätte, dass eine Umwandlung einer intakten Auenlandschaft in irgendetwas anderes mit EU-Recht in Einklang zu bringen ist. Die Finanzierungsmodelle wurden ebenfalls stark in Frage gestellt.

Bei den kritischen Organisationen stellte sich die Bürgerbewegung pro Leineaue besonders emotional auf und blieb auch nicht immer sachlich. Allerdings sind das die direkten Anwohner, die von dem Projekt auch mehr betroffen wären als alle anderen. Erwartungsgemäß gab es auch starke Kritik von den Umweltverbänden. Im Publikum war die Bürgerbewegung pro Leineaue stark vertreten, was sich auch im jeweiligen Beifall niederschlug.

Dagegen appellierten der Vertreter der IHK sowie zwei Vertreter lokaler Unternehmen an die Politik, dem Projekt eine Chance zu geben, weil darin auch eine Chance für Hannover liegt. Einer dieser Unternehmensvertreter bezog dabei den mit wachrüttelnder Rethorik vorgetragenen durchaus respektablen Standpunkt, dass man nicht aus den Augen verlieren darf, dass eine Region von den Initiativen seiner Bürger lebt und man nicht ohne ernsthafte Prüfung – die momentan auch aus Sicht des Leinebogen e.V. noch gar nicht möglich ist – ein Engagement oder eine Projektidee beerdigen sollte.

Mein persönliches Fazit: Der Gewinner heute war eindeutig die Region, welche mit der öffentlichen Anhörung nicht nur ein interessantes Thema in den Fokus rückte, sondern auch Bürgernähe demonstrierte. In der Sache muss ich aber sagen, dass meine zuvor für die Grundidee des Projekts vorhandene Sympathie verschwunden ist. Insbesondere erscheinen mir die Argumente für den „Leinebogen“ total willkürlich. Da könnte man auch einen Eiffelturm am Kröpcke bauen und so auf Hannover aufmerksam machen, um es mal platt auszudrücken.

Das war übrigens eine Männerveranstaltung. Die Moderation/Einhaltung der Sprechzeiten wurde von zwei Mitarbeiterinnen der Regionalverwaltung gemacht. Dann gab es eine Stellungnahme einer Bereichsleiterin aus der Regionalverwaltung zu rechtlichen Erfordernissen. Ansonsten sprachen sowohl für den Leinebogen e.V., alle beteiligten Organisationen/Bürgerbewegungen und auch für alle Fraktionen des Regionalparlaments ausschließlich Männer.

Die nachfolgende Galerie zeigt ein paar Impressionen:

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